3. Mai 2016

Aufgehübschter Gemäldetempel


Das Nationale Lettische Kunstmuseum in Riga strahlt
ab sofort wieder in frischem Glanz
Der Rigaer Arzt Nikolaus Himsel, geboren 1729, lebte eigentlich nicht lange, um wirklich etwas Entscheidendes für seine Geburtsstadt bewegen zu können - er war Stadtarzt, starb aber selbst im Alter von nur 35 Jahren an einer Infektion. Viele seiner Vorfahren waren Mediziner oder Apotheker gewesen, er selbst wollte lieber reisen, als die familiäre Apotheke zu hüten. 1751 errang er seinen Doktorgrad. Seine Leistung war es dann, dass er eine volle fünf Jahre andauernde Reise penibel genau dokumentierte: in drei dicken Büchern schrieb er seine Reiseeindrücke nieder. Er besuchte 1752-1757 unter anderem Österreich, Hamburg, Lübeck, Bremen, Holland, Frankreich, England, die Schweiz, Italien, Dänemark, Schweden, und St. Petersburg.Er brachte auch Bücher und Kunstwerke von seinen Reisen mit, Instrumenten der Physik und Optik, Präparaten der Anatomie - und einige Jahre später bildeten seine Sammlungen die Grundlage für gleich mehrere heute in Riga existierende Museen: das Rigaer Museum für Stadtgeschichte und Schifffahrt, das Naturkundemuseum, und auch für das Lettische Nationale Kunstmuseum - seine Mutter schenkte, entsprechend dem Vermächtnis ihres Sohnes, die Sammlungen der Stadt Riga. Erstmals ausgestellt fürs Publikum wurden Himsel's Schätze im Jahre 1773 in Räumen des damaligen Anatomietheaters, wo Vorlesungen über den menschlichen Körper und über Heilkunde stattfanden. Dieses "Himsel-Museum" wurde damals nicht nur zum ersten Museum in Riga, sondern des ganzen "Baltikums".

Die Kunstwerke dieser Sammlung wurden ab 1816 erstmals gesondert gezeigt, ab 1866 wurde eine Rigaer Stadtgalerie gegründet, 1870 der Rigaer Kunstverein. Das Gebäude an der Krišjāņa Valdemāra iela wurde 1903-05 im Stil des Historismus gebaut; Architekt war Wilhelm Neumann, der auch Kunsthistoriker war und 1905 zum ersten Direktor des Museums wurde. Die Fassadenskulpturen stammen vom Bildhauer August Voltz, in der Eingangshalle und an den Treppengeländern gibt es Jugendstilelemente, und die Halle des Obergeschosses schmücken sechs halbkreisförmige Gemälde des lettischen Malers Vilhelms Purvītis und des aus Estland stammenden deutsch-baltischen Künstlers Gerhard Paul von Rosen.

der rote Teppich ist ausgerollt: ab dem 4.Mai
wartet ein optimiertes und verschönertes Inneres
die Besucherinnen und Besucher des lettischen
Kunstmuseums

Kunstfreunde in Riga musste leiden - war doch 2014 Riga Europäische Kulturhauptstadt, aber das größte Kunstmuseum der Stadt musste wegen Renovierung schließen. Nun geht es also wieder los: auf zwei Etagen wird es ab dem 4.Mai eine Ausstellung von "Lettischer Kunst des 19.-20. Jahrhunderts" geben, erstmals wird auch Besuchern eine eigene App fürs Handy und virtuell mögliche Rundgänge angeboten werden. Auch ein neues Café und ein Souvenirshop werben um Besucher -  somit kann der 4.Mai, der Jahrestag des Beschlusses zur Erneuerung der lettischen Unabhängigkeit im Jahre 1990, dieses Jahr auch in neuen Räumlichkeiten begangen werden.

Die Rekonstruktion in Zahlen (siehe Delfi.lv): aus 3909 m2 Ausstellungsfläche vorher wurden 8396 m2 - auch durch einen neuen unterirdischen Bereich. Gekostet hat das Projekt 29,8 Millionen Euro, davon hat 16,751 Millionen Euro die Stadt Riga aufbringen müssen, der Rest stammt aus Strukturfondmitteln der Europäischen Union. Etwa 5000 Spezialisten verschiedener Fachgebiete waren am Projekt beteiligt. Es wurden 8704 m3 Beton und 1541,5 t Metall verbaut, 114 Fenster, 51 historische Türen und 515 m2 Holzpaneelen restauriert.

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