23. Juli 2007

Schwan mit Tennisschläger

Tennis in Lettland: gibt es das?
Ernests Gulbis wird am 30.August 2007 19 Jahre alt. Seine Mutter ist eine Theaterschauspielerin, sein Vater Investmentbanker. Gulbis hat zu Beginn des Jahres 2007 klar den Status von Lettlands bestem Tennisspieler erreicht. Zwei seiner drei Schwestern spielen ebenfalls Tennis, sein Großvater war als Basketballer aktiv - solche Daten sind beim internationalen Tennisverband ITF gespeichert. Aber auch im deutschsprachigen Raum taucht Gulbis (= lettisch "der Schwan") auf regionalen Sportseiten auf: sein Mentor und Trainer ist der frühere Davis-Cup-Teamchefs der deutschen Mannschaft, Niki Pilic.

Bei den diesjährigen offenen internationalen Tennismeisterschaften von Frankreich ("French Open" in Paris) erregte Gulbis als erster lettischer Teilnehmer überhaupt mit einem Sieg gegen den Engländer Tim Henman Aufsehen (6:4, 6:3, 6:2). In Wimbledon schied er zwar dann in der ersten Runde aus, aber Ernests Gulbis wird auf der Weltrangliste des ATP inzwischen bereits auf Platz 86 geführt (und verbesserte sich damit innerhalb nur eines Jahres um über 300 Plätze!).

Timo statt Jarko
Dank Ernests Gulbis gewann das lettische DavisCup-Team am vergangenen Wochenende im finnischen Tampere 3:2 über Finnland --- Gulbis gewann mit 6:1, 6:4, 4:6, 6:2 über den Finnen Timo Nieminen und sicherte Lettland damit den Sieg. "Zum ersten Mal habe ich mir ein Spiel eines Letten angesehen!"
Jubeln daraufhin lettische Fans in den entsprechenden Internetforen. Zu Gunsten Lettlands wirkte sich dabei aus, dass der an Weltranglistenplatz 25 rangierende Finne Jarko Nieminen das letzte Spiel gegen Gulbis verletzungsbedingt nicht mehr absolvieren konnte, und sein in der ATP-Liste wesentlich schlechter platzierter Bruder Timo ihn ersetzen musste.

Gulbis war an allen drei siegreichen Spielen gegen Finnland beteiligt (Sieg gegen Juho Paukku im Einzel, und zusammen mit Denis Pavlovs im Doppel gegen Jarko Nieminen/Ketolas). Das nächste DavisCup-Spiel Lettlands (dritte Runde) findet nun vom 21.-23.September 2007 in Lettland gegen Monaco statt.

Bericht zur Zusammenarbeit von Niki Pilic mit Ernests Gulbis

ATP-Weltrangliste Tennis (Stand 13.7.07)

Daten zu Ernests Gulbis (Wimbledon 2007)

Bericht zum DavisCup-Spiel Lettland-Finnland (E-Sports, lettisch)

Spielstatistik von Ernests Gulbis im Davis-Cup

Infoseite des ITF (International Tennis Federation)

Wikipeda (engl.)

DavisCup Ergebnisliste Finnland-Lettland

9. Juli 2007

Blatt, unbeschriebenes. Referendum, ungeschehenes.

Nicht nur im Ausland ist wenig bekannt über den neuen lettischen Präsidenten Valdis Zatlers, der anläßlich seiner Vereidigung am vergangenen Sonntag symbolisch den Schlüssel des Rigaer Schloßes von seiner Vorgängerin Vaira Vīķe-Freiberga überreicht bekam.
Im Bild ein Zufallsfund aus dem Archiv: noch 2003 tauchte Zalters lediglich als willkommener, aber politisch unbekannter Vertreter seines Berufsstandes auf der "b
unten Seite" von Lettlands größter Tageszeitung DIENA auf: zum Thema "Lettland schickt Soldaten in den Irak" legte die Zeitung der damaligen Aussenministerin Sandra Kalniete (noch vor wenigen Wochen die Präsidentschaftskandidatin der Oppositionspartei Jaunais Laiks) den Satz in den Mund: "Mindenstens einen Arzt sollten wir mit hinschicken."
Im Frühjahr 2007 mag Kalniete bedauert habe
n, dass diese "Verschickung in die Wüste" lediglich Ironie darstellte.

Vorsichtige Hoffnung
Noch eine Woche vor seiner Vereidigung veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut "Latvijas Fakti" ein Umfrageergebnis, nach dem nur 47% der Lettinnen und Letten sich bereit zeigte, eine Meinung zu äussern über den neuen Präsideten Zatlers (positiv wie negativ).
Die Mehrheit wartet ab, und das positivste, was man dann hören kann ist wohl, dass der Präsident nach seinen Taten im Amt beurteilt werden solle.

Zatlers selbst könnte dieses zögernde Abwarten vielleicht sogar positiv werten, schließlich waren einige Kommentare auch in der internationalen Presse lediglich auf die in Lettland übliche Praxis eingegangen, Ärzten nach erfolgter Behandlung noch ein "Dankeschön" im verschlossenen Umschlag zuzustecken. Zatlers gab offen zu, solche "Geschenke" ebenfalls angenommen zu haben, und zahlte inzwischen an die lettische Steuerbehörde 250 Lat (ca. 325 Euro) an Strafe nach für verspätet eingereichte Angaben zu diesen zusätzlich erhaltenen Geldbeträgen - mögliche Höchstrafe wäre allerdings auch nur 500 Lat gewesen. Den lettischen Steuergesetzen entsprechend gibt es nun nichts mehr, was den neuen Präsidenten belasten würde - außer dem Thema selbst, dass den Arzt Zatlers der ja nun zunächst nur für 4 Jahre als Präsident amtieren wird, wohl noch weiter verfolgen wird. In einem der ersten Interviews dazu hatte er die zusätzlichen Zahlungen an Ärzte als "in Lettland allgemein üblich" bezeichnet.

Referendum: Ergebnisse "zwischen den Zeilen"
Auch die gegenwärtige Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Kalvitis wird froh sein, die Zeit des Präsidentenwechsels zunächst gut überstanden zu haben. Schließlich ging am 7.7. auch eine Volksabstimmung über die Bühne, die im wesentlichen gegen die im Parlament zu Zeiten des NATO-Gipfels Ende 2006 in Riga eilig verabschiedeten neuen Sicherheitsgesetze gerichtet war. Nicht nur das: schon eine Beteiligung an dieser Volksabstimmung hatten viele als Votum gegen die "Selbstherrlichkeit der gegenwärtigen Regierung" angekündigt. Während Präsidentin Vīķe-Freiberga mit ihrem Einspruch die Volksabstimmung erst erzwungen hatte und auch zur Beteiligung aufrief, kam eine für die Regierungsparteien ziemlich typische Reaktion von Parlamentspräsident Indulis Emsis: "Über etwas abzustimmen, was schon längst entschieden ist, halte ich für überflüssig." Das Parlament hatte entschieden, Einsprüche wurden ebenfalls zurückgewiesen. Also: Was braucht die Politik da noch das Volk?

Vorerst also ist der Versuch gescheitert, den Lettinnen und Letten das Gefühl zurückzugeben, sie könnten ein Wort mitreden in der lettischen Politik (um nicht nur als "Stimmvieh" zu den Wahlen zu gehen). Aber immerhin hatte es Ende April 2007 bereits 150.000 Unterschriften bedurft, um das Referendum überhaupt abhalten zu dürfen (und 215.000 hatten unterschrieben). "Neuwahlen in Lettland nicht ausgeschlossen!" schrieb noch am 7.Mai Reinhard Wolff in der TAZ.
Immerhin wurden insgesamt 1,5 Millionen Lat ausgegeben für alles, was im Zusammenhang mit der Durchführung des Referendums zu organisieren war. Um das Ganze nun noch erfolgreich zu gestalten, hätten sich 50% derjenigen Zahl von Wahlberechtigten beteiligen müssen, die sich bei der letzten zurückliegenden Parlamentswahl beteiligt hatten - diese Grenze lag diesmal bei 453 730 Stimmen. Mit knapp 340.000 lag das Ergebnis des Referendums am 7.Juli also deutlich darunter. Von denen, die zur Abstimmung gingen, sprachen sich allerdings 96% gegen die von der Regierung beschlossenen Gesetze aus.

Größter Feind des demokratischen Engagements: Schönes Wetter!
Am Tag danach entschuldigte
Vīķe-Freiberga ihre Landsleute: es sei auch nun mal sehr schönes Wetter gewesen an diesem Samstag, viele hätten "sehr praktische Arbeiten" zu Hause zu erledigen gehabt (die lettische Manie, Kartoffeln zu pflanzen oder zu ernten, und dabei alles weitere stehen und liegen zu lassen, ist legendär ...). An diesem "magischen Tag" (07.07.2007) waren auch hunderte von Brautpaaren in Lettland unterwegs gewesen, um diesen Tag für ihr persönliches Glück zu nutzen. Auch dies entschuldigen ihnen diejenigen gern, die noch mehr politische Beteiligung gesehen hätten.

Derweil hatte die lettische sozialdemokratische Arbeiterpartei versucht, ein weiteres Referendum zu initiieren: für einen direkt vom Volk gewählten Präsidenten. Da schimmert ein wenig Populismus durch bei dieser in Lettland in den letzten Jahren eher wenig erfolgreichen Partei: 10.000 Unterschriften wären nötig gewesen, um eine solche Volksabstimmung initiieren zu können. Gegenwärtig liegt die Unterstützung für diesen Vorstoß noch weit darunter.

Infos zum Thema:
Infoseite der lettischen zentralen Wahlkommission

Infoseite der Kanzlei des lettischen Präsidenten


3. Juli 2007

Gemeinsames Kulturerbe jetzt als Briefmarkenmotiv

Eine Serie mit drei Motiven des von der UNESCO anerkannten "Weltkulturerbes" wird ab 12.Juli 2007 gemeinsam von der lettischen Post und der deutschen Bundespost herausgegeben. Motive sind das Schwarzhäuperthaus Riga, das Rathaus Stralsund und die St. Georgen-Kirche Wismar.

Die Entwürfe stammen von
Sibylle Haase und Professor Fritz Haase, Bremen.

Der aufgedruckte Wert des Motivs aus Riga wird 65 Cent betragen, die beiden anderen werden 70 Cent ausweisen. Die lettische Ausgabe des Motivs "Schwarzhäupterhaus" weist 36 Centimes aus, die Stralsund-Marke 45 Centimes.

Die Briefmarken wurden am 2.Juli 2007 in Anwesenheit des lettischen Botschafters Martins Virsis feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt.
Unterschiedliche Angaben finden sich in den verschiedenen Presseverlautbarungen dazu, wo die Briefmarken gedruckt wurden. Während deutsche Quellen sich auf eine Druckerei in Leipzig beziehen, nennt die Seite der lettischen Post eine Firma in Österreich.


Mehr dazu:

Infoseite des deutschen Finanzministeriums

Infos zu einem am 12.Juli in Stralsund
eingerichteten Sonderpostamt

Infos zu "Zwei Städte - ein Erbe" (Stralsund und Wismar)

Infos der Deutschen Post dazu

Deutscher Briefmarkenspiegel

Deutscher Briefmarkenspiegel speziell zu den Sondermarken

Info der lettischen Post