20. Februar 2009

Zatlers leugnet Probleme mit Zigeunern

Vorweg, der Begriff Zigeuner ist in Deutschland verpönt. In Lettland dagegen ist er weitegehend wertneutral.

Selbstverständlich ist die Einstellung der Bevölkerung nicht neutral. Insofern überraschte es, daß Staatspräsident Valdis Zatlers bei einem Besuch in einer Schule im kurländischen ventspils jüngst leugnete, daß es in Lettland Probleme gibt mit Zigeunern.

Sinti und Roma leben in Lettland, sind jedoch zahlenmäßig eine kleine Gruppe, die gemeinsam mit Juden, Deutschen und Esten nach Angaben des Statistikamtes 2,7% der Bevölkerung stellen. Die auf Lettisch Čigāni genannten Menschen leben vorwiegend im westlettischen Kurland, besonders in der Stadt Sabile, und in Riga vorwiegend in der sogenannten Moskauer Vorstadt. Das ist eine zentral neben Bahnhof, Busbahnhof und Zentralmarkt gelegene Gegend mit viel Holzarchtitektur, die allerdings einstweilen noch ziemlich heruntergekommen ist. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich hier das jüdische Ghetto.

Nachdem Zatlers in Ventspils Probleme mit dieser Volksgruppe geleugnet hatte, regte sich unter den Schülern Widerspruch, für Zigeuner sei es sehr schwierig, wenn überhaupt möglich, Arbeit zu finden.

In der Moskauer Vorstadt pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß viele Sinti und Roma ihren Lebensunterhalt mit illegalen Tätigkeiten verdienen. Andere versuchen Billigwaren rund um die genannten, viel frequentierten Orte zu verkaufen. Beides trägt ganz und gar nicht zur Verbesserung ihres Rufes bei.

Zatlers leugnete das Problem auf die Nachfrage hin ein weiteres Mal und habe dann, so berichtet die Presse, das Thema gewechselt.

Mit dieser Vogel-Strauß-Politik hätte der Präsident auch behaupten können, daß Wasser in Lettland bergauf fließt.

3 Kommentare:

Albert Caspari hat gesagt…

Dem wäre allerdings hinzuzufügen, dass es sehr interessante Intergrationsprogramme für "Čigani" in Lettland gibt. Dies sollte zur Information wenigstens hinzugefügt werden. Da wird zum Beispiel diskutiert, ob Mitglieder dieser Volksgruppe ihre eigene Schule behalten sollten, oder lieber in andere Schulen zusammen mit allen anderen eingeschult werden sollten. Da gibt es in Lettland interessante Erfahrungen dazu, die nicht einfach ignoriert werden sollten, nur weil ein Präsident mal eine Frage nicht beantwortet.

Allerdings erzählen die meisten Roma auch von dem immer noch währenden Kampf mit den Vorurteilen (die es ja nicht nur in Lettland gibt!). Denn wo Arbeitslosigkeit und ungleiche Chancen herrschen, da suchen die denen es schlecht geht nach Schuldigen.

Wie es sein könnte, erzählt Augusts auf
http://www.liepajniekiem.lv/lat/zinas/kulturvide/kultura/2008/11/26/ko-mes-zinam-par-ciganiem-/:

"Roma ir labi kalei ,kurpnieki,galdnieki,mil un prot audzinat zirgus,lopus un... vai mes tikai dejot un dzedat makam." (Roma sind gute Schmiede, Schuster, Tischler, lieben Pferde und können sie pflegen, auch andere Tiere ... als ob wir immer nur tanzen und Geldbörsen klauen würden!")
(was übrigens auch zeigt, dass Roma in der Regel keine Probleme mit dem Lettisch sprechen in Lettland haben)

Anda hat gesagt…

Die zweite Frage ist, ob sie sich überhaupt integrieren wollen?

Axel Reetz hat gesagt…

In diesem Beitrag sollte es in der Tat nur darum gehen, was der Staatschef zu sagen hat.