25. August 2015

Laura die Bronzene

Sie ist in diesen Tagen sicherlich eine Kandidatin für Lettlands Sportlerin des Jahres: Laura Ikauniece-Admidiņa, 23-jährige lettische Sportlerin, geboren in Ventspils, gewann mit ihrer Bronzemedaille im Siebenkampf die zweite Medaille Lettlands bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften seit 1990. Nur Ineta Radēviča hatte bisher Ähnliches erreicht, als sie bei der WM 2011 Bronze im Weitsprung holte.
Laura jubelt - für Lettland, und als Hoffnung für Rio 2016
Während die deutsche Live-Bericht-erstattung den dritten Platz der Lettin fast ganz unterschlug, äußerte sich Ikauniece-Admidiņa gegenüber der lettischen Presse von sich selbst überrascht: da sie am ersten Tag nach den ersten drei Disziplinen noch auf Platz 20 lag, habe sie sich voll auf die Verbesserung des lettischen Rekords konzentriert, nicht so sehr auf die Medaillen. Mit insgesamt 6516 Punkten erreichte sie dann nicht nur den dritten Platz, sondern verbesserte auch ihre persönliche Bestleistung in zwei der sieben Disziplinen. 

So wie vieles im modernen Lettland sich über Geldverdienen definiert, werden in der lettischen Presse auch gleich neben Rekorden und Medaillen die Höhe der Geldprämien genannt, die erfolgreiche Sportler vom Staat zu erwarten haben. 10.245 Euro Geldprämie stünden für die Bronzemedaillengewinnerin in Aussicht, für Trainer und Betreuer etwa die Häfte dieser Summe, und der Leichtathletikverband könne auf 35.572 Euro hoffen (Diena). Sponsorengelder sind hier natürlich nicht eingerechnet, aber hier ist das Umfeld alles andere als einfach: während die lettischen Teilnehmer bei großen internationalen Wettbewerben in der Regel von großen Firmen unterstützt werden (in Peking war es ein japanischer Autokonzern), wird es im sportlichen Alltag schwierig. So protestierten viele Sportler zum Beispiel noch im Mai diesen Jahres gegen geplante Maßnahmen der lettischen Regierung, die schnelle (und meist leichtsinnige) Kreditvergabe an Privatpersonen einzuschränken, denn eine der betroffenen Firmen sei ein langjähriger Sponsor des Sports (delfi). Viktors Lācis, ein Leichtathletik-Trainer, bezweifelte im lettischen "Sportstudio" erst kürzlich, dass Lettland gegenwärtig nicht in der Lage sei, Sportler auf höchstem Niveau hervorzubringen. Er begründete das mit dem Mangel an Wettkampfstätten. Im Unterschied zu Estland habe eben in Lettland längst nicht jede Stadt ein Stadion, und selbst bei der Erneuerung des Stadions in Riga gäbe es Verzögerungen (apollo).
Laura Ikauniece wird zu den Olympischen Spielen 2016 zusammen mit 14 anderen lettischen Sportlern von einem "Stipendium" profitieren können, das von einem Zusammenschluß lettischer Firmen finanziert wird.

aus der Fotoserie anläßlich der Sportler-Hochzeit - ob
es im wahren Leben nicht eher umgekehrt ist?
(Medaillengewinnerin Laura bringt einen unbekannten
Langstreckenläufer ins Rampenlicht ...?)
(Foto: Aleksandrs Sokolovs)

Laura Ikauniece kam im Alter von neun Jahren zur Leichtatlethik, nachdem sie, so wie sie selbst sagt, "mit dem Tanzen Schluß gemacht hatte". Noch als Nachwuchssportlerin gestand sie einmal der lettischen Sportpresse, auf Fischöl und keinesfalls auf Chemie als Unterstützung für ihre Leistungsfähigkeit zu bauen (Sporto.lv). Das lettische olympische Komitee gibt als Information zur Sportlerin als einziges Hobby "Lesen" und den Spruch aus: "Ich kam zur Leichtathletik weil meine Eltern ebenfalls Leichtathleten waren." Da bleibt nur noch, die Details hinzuzufügen: Vineta Ikauniece war eine lettische Sprinterin, die in den 1980iger Jahren vor allem auf den Strecken bis 400m erfolgreich war und deren Teilnahme bei den Olympischen Spielen 1988 (als Teil der UdSSR-Aufgebots) erst im letzten Moment scheiterte (Diena). 1992 hatte sie dann andere Prioritäten: wenige Monate vor Beginn der Spiele in Barcelona kam Tochter Laura zur Welt. Lauras Vater Aivars war auf die 110m Hürden spezialisiert, versuchte sich dann als Trainer im Bobsport und zuletzt 2010 als Kandidat für eine lettische Kleinpartei namens "Par prezidentālu republiku" ("Für eine präsidiale Republik", errang bei den Parlamentswahlen 2010 0,7% der Stimmen).
Tochter Laura indes vertraut weiter ganz dem Prinzip der "Leichtathletik-Familie": 2014 heiratete sie Rolands Admidiņš, der bisher als Läufer auf den Strecken zwischen 1000m und 5000m oder als Crossläufer zu Hause war. Der Anlaß erzeugte auch deshalb Aufsehen, weil extra eine Serie erotischer Fotografien von beiden hergestellt wurde, mit deren Erzeugnissen Fans sich nun die Wohnungen tapezieren können.

Bei der diesjährigen WM in Peking sind die lettischen Leichtathleten mit insgesamt neun Sportlerinnen und Sportlern vertreten - ein weiterer Medaillengewinn wäre aber eine sehr große Überraschung.

Keine Kommentare: