7. April 2017

Durchgeboxt

Foto: Sportacentrs
Ein weiterer lettischer Sportler hat es geschafft sich internationale Aufmerksamkeit zu sichern: der Boxer Mairis Briedis besiegte am 1. April 2017 in seinem Kampf nach Regeln der WBC Marco Huck nach Punkten und wurde damit neuer Weltmeister im sogenannten "Cruisergewicht" (bis 90,72 kg). Damit ist er der erste Profiboxweltmeister aus Lettland überhaupt.

Der 1985 in Riga geborene Linkshändler arbeitete zunächst bei der lettischen Polizei, bis er sich 2009 ins Profigeschäft wagte. Seitdem gewann er alle seine 22 Kämpfe, 18 davon durch Ko.
Auch Zukunftspläne hat Briedis bereits: seinen Äußerungen zufolge plant er in Riga eine Boxschule zu eröffnen, und denkt dabei auch über eine Zusammenarbeit mit Kristaps Porziņģis nach, Lettlands zur Zeit erfolgreichstem Basketball-Spieler (derzeit New York Knicks). Briedis, der auch schon mal mit Sprüchen wie "mein Doping ist mein Volk" auffiel (lsm), winkt jetzt eine "Belohnung" von 28.458 Euro aus dem lettischen Staatshaushalt, so soll es angeblich ein Vorschlag des Ministerkabinetts vorsehen. "Ich mag es nicht, wenn andere unsauber boxen", sagte er dem Newsportal "Kas Jauns" im Interview. "Andere schlagen unter der Gürtellinie oder beißen dem anderen ein Ohr ab, von mir wird es das nicht geben." 
Mit den beiden Klitschko-Brüdern pflegt Briedis gelegentlich Kontakt. Aber die größte Stütze im Leben seien ihm seine Frau und die Kinder, meint Briedis. Auch, wenn das manchmal zur Folge habe, dass er nur nach speziellem Essensplan leben kann, also ihm muss etwas anderes zubereitet werden als dem Rest der Familie. Briedis hat bereits vier Kinder - die Zwillinge Ričards un Daniels leben mit seiner ersten Frau in England. Dazu kommen dann die Tochter Brendana und der Sohn Rafaels mit seiner zweiten Frau Jūlija, die er 2013 heiratete. Auf die Frage, wie er die vielen Schläge während eines Boxkampfs aushalten könne, antwortete Briedis einmal: "Das ist doch gar nichts dagegen, was eine Frau bei der Geburt eines Kindes aushalten muss!"

Briedis, der ohne Schulabschluß ist, arbeitete zu Anfang seiner Karriere auch als Fahrer und Leibwächter, sogar als Hausmeister. Der Vater stammte aus Valmiera, die Mutter aus Latgale. Angesprochen darauf, dass manche den Latgalern nachsagen, sie würden sich mit jedem schlagen, antwortet Briedis: "Dort, wo ich als Kind vor meiner Schulzeit war, hätte ich mich nur mit den Kühen schlagen können, etwas anderes gab es dort nicht." Und dazu, dass er von vielen als "sturer Charakter" bezeichnet wird, sagt er: "Wenn jemand meint, ich müsse das und das tun, dann kann es sein, das ich antworte - nein, das überzeugt mich nicht," gibt er zu. "Wirklich mich überzeugen, das kann nur meine Frau!"

Ob Lettlands neuer Weltmeister nun wirklich zusätzlich mit einer staatlichen Prämie rechnen kann, wird das Ministerkabinett in einigen Tagen entscheiden. Da ja gerade Profiboxer bei erfolgreichen Kämpfen gerne ein sattes Preisgeld aushandeln, haben einige Journalisten auch schon mal vorsorglich nachgesehen, was Boxer Briedis zuletzt so versteuert hat - in Lettland ist das "Steuergeheimnis" weit leichter zu lüften als etwa in Deutschland. 52.211 Euro habe Briedis im vergangenen Jahr versteuert, berichtet die "Latvijas Avize", davon 12.008 Euro als Inspektor der Staatspolizei. Allerdings habe Lettlands bester Boxer auch 15.100 Euro an Belastungen angegeben, das bezieht sich auf sein Eigentum an Grundstück und Haus.

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