17. Mai 2017

Krankes System

Allein der Stradiņa-Universitätsklinik in Riga fehlen 100 Krankenschwestern - auf mehreren Stockwerken mussten schon Schichten ausfallen. Das lettische Gesundheitsministerium hat ausgerechnet, dass 220 Millionen Euro nötig sein werden, um diese Lücken zu stopfen. Und in der Rigaer Ostklinik („Rīgas Austrumu klīniskā universitātes slimnīca”) fehlen sogar über 200 Fachkräfte,so eine Pressemitteilung (Leta), dort fehlen 77 Ärzte, 105 Krankenschwestern und 21 Hilfskräfte. Noch könne man die Betreuung der Patienten gewährleisten, so Aija Lietiņa, Pressesprecherin des Hauses. Ein Teil der geplanten Operationstermine habe man aber bereits verschieben müssen.

Die meisten ausgebildeten lettischen Krankenschwestern oder Krankenpfleger arbeiten inzwischen im Ausland - von insgesamt 18700 ausgebildeten und registrierten Fachkräften stehen dem lettischen Arbeitsmarkt nur noch 8750 zur Verfügung; diese Zahlen gab Dita Raiska, Präsidentin des lettischen Verbandes der Krankenschwestern (Latvijas Māsu asociācija / LMA), in einer Sendung des lettischen Fernsehens bekannt. Viele Krankenschwestern hätten auch längst auf Jobs in der Kosmetikindustrie oder im Wellness-Bereich umgesattelt, da diese einfach besser bezahlt würden. Raiska schätzt, im Falle entsprechender Lohnerhöhungen könnten 10.000 Krankenschwestern bereit sein in die Krankenhäuser zurückzukehren. Gegenwärtig liegt der Einstiegslohn bei nur 418 Euro monatlich, für erfahrene Kräfte durchschnittlich bei 760 Euro. Der LWA schlägt eine Erhöhung bis auf 1000 Euro bis zum Jahr 2020 vor - ein Lohnniveau, dass in Estland schon heute gezahlt wird.

Es werden gegenwärtig verschiedene Vorschläge diskutiert um diese Situation zu verbessern: zum Beispiel die Idee, 1% des Steueraufkommens für das Gesundheitswesen zu reservieren. Bisher konnten sich die Parteien der Regierungskoalition auf keinen der vorliegenden Vorschläge einigen.Vor einiger Zeit hatte das lettische Gesundheitsministerium vorgeschlagen, wegen des Fachkräftemangels bereits Studierende mehr in die praktische Arbeit einzubeziehen (LA).

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