15. Dezember 2017

Hinter dem Hühnerstall

Es mag viele Wege zum Gelderwerb geben in Lettland, und vor allem auf dem Lande ist das Leben schwierig. Auch der kleine Ort Taurupe hat die ruhmreichen Zeiten längst hinter sich. Von hier sind es 95km Wegstrecke nach Riga - je weiter weg von der Hauptstadt, desto mehr davon unbefestigt. Baron von Transehe, der letzte Eigentümer des hier in Taurupe 1724 erbauten und um 1900 im neogothischen Stil umgebauten Gutshaues, wurde 1905 während der Unruhen der "russischen Revolution" von Aufständischen erschossen, das Haus verwüstet. In den Resten des ehemaligen und inzwischen frisch renovierten Guthauses ist heute eine Schule untergebracht, der Ort hat 900 Einwohner.

Nein, nein, nur keine falschen Rückschlüsse: diese Herren
sind - trotz ihres etwas traurigen Gesichtsausdrucks - nicht
die geständigen Verbrecher, sondern die Vertreter der Polizei
Zugegeben, der Ort ist nicht gerade oft in den Schlagzeilen. Nur selten kommen Touristen vorbei, und falls doch, werden so wohl durchreisen. Dass gerade hier Autos wie ein Audi6 oder ein luxuriöser Mercedes vor dem Haus stehen, wäre wohl am ehesten aufgefallen. Andere Anzeichen gab es nicht für Ungewöhnliches in Taurupe - bis zu dieser Woche, als Spezialeinheiten der lettischen Polizei zwei Drogenlabors aushob (ein weiteres im 40km entfernten Allaži), in denen kiloweise Methadon hergestellt worden sein soll. Die Labors waren gut versteckt: im 2. Stock einer Tischlerei, und hinter einem Hühnerstall.  Zwei Laboratorien wurden entdeckt, neun Personen festgenommen (LETA), allesamt lettische Staatsbürger.

Die Festgenommenen gingen alle "nebenbei" noch anderer Arbeit nach, heißt es. Schon seit Juni waren erste Hinweise bei der lettischen Polizei eingegangen, es Drogenlabors gesucht, auch unter Einbeziehung der lettischen Anti-Terrorismus-Einheit "Omega". 6 kg Methadon wurde sichergestellt, dazu eine große Menge der Ausgangsstoffe, 80.000 Euro in bar und einige Luxuslimousinen, die gegen Bargeld gekauft worden waren ("Ir"). Die lettische Polizei nimmt an, dass dieses jetzt aufgefundene Labor bereits einige Jahre in Betrieb war. Ein Kilo Methadon, hat einen Marktwert von etwa 40.000 Euro. Methadon ist ein synthetisches Opiat und wird auch als Heroinersatz bezeichnet. Süchtige, die den Stoff aus illegalen Quellen kaufen gehen das Risiko, dass die Dosierung nicht genau einstellbar ist und daher unmittelbar Lebensgefahr besteht. Der Handel mit Methadon ist genauso strafbar wie bei Heroin und Kokain.

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